Freitag, 25. September 2015

[Buchgedanken] David Sedaris - Nachtprogramm

Wenn man Lebensgefährte, Bruder, Schwester, Vater oder Mutter eines Schriftstellers ist, dann ist es fast natürlich, in den Büchern zu landen - ob man will oder nicht. David Sedaris kurze Geschichten und Essays und Erzählungen macht genau dieser Reiz aus, hinter die wahnsinnigne Abgründe des Alltags zu blicken, und mit Nachtprogramm stellt er Familien ins Zentrum der Geschichten. Seien es die Nachbarn der Sedaris, die - unglaublich für jeden, der es hört - keine Fernseher haben und deshalb vom jungen David zum ersten Stalkingobjekt erklärt werden. Oder seine Schwestern, deren Lebensentwürfe genauso unkonventuionell sind, wie  man es nie haben wollte. Oder die erstaunliche Tatsache, dass die einzige Enkelin der Eltern Sedaris ausgerechnet vom jüngsten der Familie stammen wird. Oder die Tragik, nie ein Ferienhaus zu besitzen, obwohl der Vater davon spricht ...

Insgesamt sind die Geschichten nicht komisch. Ich weß, als ich es beime rsten Mal vor Jahren geelsen habe, fand ich es gar nicht so gut. Heute kann ich sagen, es liegt daan, dass Sedaris vordergründig witzig daherkommende Anekdoten einem schmerzhaft die Fehler bewusst machen, die ihnen zugrunde liegen. Mangelnde Kommunikation ist ausgerechnet in der gesprächigen Sedaris-Familie eine der schlimmsten Problematiken. Da herrschen so viele unausgesprochende Dinge, so viele ungesagte gefühle vor, dass man darunter nur ersticken kann oder Übersprungshandlngen macht. So wie David bei seiner Schwester lieber die Wohnung putzt als nur ein einziges Mal die Frage zu stellen, die dem Leser als erstes in den Kopf geht: "Geht es dir wirklich gut?" Je länger ich in dem Buch gelesen habe (das mit 273 Seiten zum Glück kurz genug für einen Couchabend ist), desto mehr hat mich dieses Familienleben deprimiert, aber desto mehr habe ich auch imemr wieder Verwandte und Freunde wiedererkannt. So gerne man sich distanzieren möchte, so sehr erkt man doch, dass diese angeblich so verrückte Welt doch sehr nah an einem selbst ist - und das tut weh beim Lesen. Glücklicherweise schafft es Sedaris aber, immer wieder die Geschichte herumzureißen und einen Galgenhumor zu beweisen, mit dem man sich am Ende zurücklehnen kann und erkennen kann, dass es vielleicht doch nicht ganz so schlimm ist. Aber nur vielleicht ;-)

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