Mittwoch, 4. November 2015

[Rezensionsexemplar] Teresa Simon - Die Frauen der Rosenvilla

Anna Kepler, die Erbin einer alten Dresdener Schokoladen-Dynastie, hat gerade ihre zweite Choclaterie in der Elbstadt eröffnet und widmet sich voller Inbrunst der Renovierung der alten Familienvilla. Der Rosengarten ist dabei ihre besondere Leidenschaft, den sie ganz mit den ursprünglich vorhandenen Sorten füllen will. Dabei findet sie eine alte Schatulle, die mit Erinnerungsstücken vollgestopft ist - und mit Tagebuchseiten, die von drei verschiedenen Frauen stammen, die einst in der Rosenvilla lebten. Emma begibt sich auf Spurensuche und stößt auf ein lange verdecktes Familiengeheimnis ...

Hach ja, da ist es wieder. Mein Genre. Düstere Familiengeheimnisse, die ans Tageslicht drängen. Kein Wunder, dass ich mich für dieses Buch als Rezensionsexemplar entschieden habe, es klang wirklich gut. Allerdings hat sie mich einfach nicht packen können, diese Geschichte aus der Vergangenheit. Das liegt an zwei großen Kritikpunkten.

Das eine ist die Geschichte an sich, die so unglaublich viele Zufälle aufeinander häuft, bis man sich fühlt wie bei einer Runde mit diesem Holzturm, aus dem man Klötzchen nimmt, um sie oben wieder drauf zu setzen. Die Glaubwürdigkeit der Handlung finde ich wahnsinnig unbefriedigend, sie ist löchrig wie meine heißgeliebten Kuschelsocken. Als dann auch noch Phil die Bühne betrat, war es für mich einfach vorbei - ab da war die Geschichte für mich sowas von vorhersehbar und belanglos plätschernd. Insgesamt wirkten viele der Figuren auf mich nicht ausgebaut, sondern nur deshalb in den Roman eingebaut, weil sie die Geschichte voranbringen mussten. Das sind vor allem Jan und Hanka, zwei eigentlich ganz interessante Figuren, die aber so plakativ nach Klischee schreien, dass man es sich nicht vorstellen kann.

Viel mehr gestört hat ich aber das so schwach spürbare Erzähltalent dieser Autorin, hinter deren Pseudonym sich eine namhafte Autorin verstecken soll. Für mich wurde gerade in den Tagebuchpassagen kaum die Zeit wirklich zum Leben erweckt - nur ein bisschen geschraubtes Deutsch reicht für mich nicht. Ich habe diese Zeit einfach nicht schmecken oder fühlen können, das war so blass und aufgesetzt. Genauso wie ich die natürlich vorhandene Nationalsozialismus-Geschichte als extrem klischeehaft empfunden habe. Mensch, da hat man schon eine Geschichte, die in Dresden spielt, warum dann nicht mal DDR-Geschichte mit einbringen? Nur so als Idee ... aber dann hätte man ja nicht in die Klischeekiste greifen können. Das ganze wurde dann noch gepaart damit, dass Zeilen gradezu geschunden werden, indem wir Anna immer wieder bei der Pralinenherstellung zuschauen dürfen. Es ist mir persönlich als Leser relativ wumpe, mit wieviel Liebe sie Schokolade (oder Schoko, wie ja permanent im Buch auftaucht - eine der wenigen Abkürzungen, bei der sich mir echt die Zehennägel aufrollen) in Tüllen träufelt und zärtlich einschmilzt für die perfekte Praline. Übrigens ist "Elbfeuer" ein ziemlich doofer Name für eine Praline auf Rosenbasis. Was genau ist feurig an Rosenlikör?

Ihr seht schon, ich werde langsam etwas ungerecht. Mich haben die letzten fünfzig Seiten einfach echt genervt, weil da dann so extrem auf die Kitschdrüse gedrückt wurde, dass sie mir das ganze Buch vermiest haben. Schade eigentlich, das Buch hätte so viel schöner sein können ...

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