Freitag, 1. Dezember 2017

[Ponine unterwegs] Eine Lesung mit Val McDermid

Als ich vor einem Monat in der Bibliothek war, habe ich dort ein eher unscheinbares Plakat entdeckt. Ein Abend mit Val McDermid wurde versprochen und ganz spontan habe ich beschlossen: "Ich bin dabei!"

Also betrat ich abends um 19:00 Uhr die hiesige Bibliothek, die in meinen Augen eine der nettesten Bibliotheken ist, die ich kenne, und wo ich mich gerne auch mal mehrere Stunden aufhalte. Ich hatte keine Ahnung, was mich eigentlich erwartet, denn erstens war es meine insgesamt erst vierte Lesung, zweitens kostete der Eintritt grade einmal 3 Pfund und der Veranstalter war die örtliche Buchhandlung Closes Books, die wirklich wirklich klein ist. Aber zumindest sah es schon vielversprechend ausverkauft aus - tatsächlich waren insgesamt nur zwei Stühle leergeblieben an dem Abend, und ich saß inmitten einer Menge eher älterer Damen und Herren. Noch bevor irgendetwas passierte, beschloss ich spontan, dass mir Val McDermid einfach sympathisch sein muss. Warum? Weil nicht jeder Autor bei seiner Lesung vorne statt einem Wasserglas ein Glas Rotwein stehen hat :-D
 Nach einer kurzen Begrüßung durch unseren Buchhändler kam dann eine der Grand dames des Krimigeschäfts auf die Bühne. Und machte gleich mit der ersten Sekunde klar, dass Schotten einfach ein Völkchen sind, die herzlich sind und wenig Wert auf den äußeren Schein legen. Val McDermid plauderte munter drauf los, fast eine Stunde lang, über ihr Leben (aufgewachsen in einer schottischen Kleinstadt, wo die örtliche Bibliothek presbyterianisch-streng geregelt war, was bedeutete, dass man sich pro Woche vier Bücher ausleihen durfte, von denen zwei Sachbücher sein mussten), die Zeit als erste schottische Studentin von einer öffentlichen Schule an der Oxford University, ihren Werdegang als Schriftstellerin ("To be honest, I got rejected by a few publishers even before I have sent them my novel") und bot einen bezaubernd kurzweiligen Blick hinter die Kulissen des Autorenlebens. Dass sie ihre Serie um Tony Hill und Carol Jordan damit startete, um ein Haar einen Verkehrsunfall auszulösen, weil ihr die Idee zu "Das Lied der Sirenen" mitten auf der Autobahn kam und sie einfach links ranfahren musste, um das alles aufzuschreiben. Oder wie schwierig es anfangs war, einen Psychologen zu finden, der ihr helfen würde, Profiling zu verstehen (der erste, der nicht direkt auflegte nach ihrer Anfrage, stellte die Frage, wie er wissen sollte, dass sie nicht einfach nur "eine verdammte Irre" ist). Humorvoll nahm sie jede Frage des Publikums auf und gab Anekdoten zum Besten. Der Tipp eines Autorenkollegen, beim Schreiben von Krimis sich nicht von mangelndem Wissen einschüchtern zu lassen, denn er selbst hätte erst nach zehn Bänden zum ersten Mal ein Polizeirevier betreten, macht ein bischen Mut es zu versuchen :-p


 Im Anschluss an diese wirklich tolle Stunde las sie (diesmal mit Wasserglas) noch kurz aus dem neuesten Holl-Jordan-Roman vor, der schon wieder sehr spannend klingt und mal auf meine Leseliste gewandert ist. :-) Daraufhin haben wir dann dem liebsten englischen Hobby gefröhnt: dem Schlange stehen. Denn natürlich hat Val McDermid Bücher signiert. Und ich konnte es nicht lassen, mein Lieblingsbuch von ihr mit Autogramm versehen zu lassen. Als ich ihr das Buch über den Tisch gereicht hat, hat sie erst einmal kurz irritiert geschaut, denn von mir kam eine deutsche Ausgabe von "Anatomie des Verbrechens", das sie aber direkt übersetzen konnte. Übrigens gefiel ihr das Titelbild besser als das Originalcover.

Warums ie aber bei mir einen Stein im Brett haben wird für alle Zeiten? Weil sie auf Anhieb meinen Namen richtig geschrieben hat. Und das werde ich ihr wirklich nie vergessen ;-)

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