Mittwoch, 20. Dezember 2017

[Rezensionsexemplar] Trevor Noah - Farbenblind

Trevor Noah ist ein international gefeierter Comedian, der die legendäre "The Daily Show" in den USA leitet und weltweit in ausverkauften Sälen auftritt. Aber er ist auch der Sohn einer Xhosa und eines Schweizers, der 1984 im Township Soweto geboren wird und damit eigentlich gar nicht existieren dürfte. Denn 1984 ist das Apartheits-Regime in Südafrika auf dem Höhepunkt und Beziehungen zwischen Schwarzen und Weißen werden systematisch unterdrückt ...

In diesem Buch deckt Noah mit 18 Geschichten die ersten 18 Jahre seines Lebens ab und gibt einen Einblick in diesen völlig absurden Rssismus, mit dem er und seine Mutter tagtäglich konfrontiert waren. Mich hat das bereits deshalb fasziniert, weil Noah nur zwei Jahre jünger ist als ich und dieses System der Apartheit für mich nicht nur unbegreiflich ist, sondern voe allem so weit weg - systematische Ausgrenzung, das assoziiere ich mit dem Nationalsozialismus, dass es aber Leute betroffen hat, die mein Alter haben, das ist für mich ein manchmal verstörender Gedanke. Und grade, weil ich so nah an Noahs Alter bin, konnte ich mich in sehr viele dieser Zeitpunkte hineinversetzen und mit ihm mitempfinden. Dabei hilft aber auch, dass er eine gewaltige Portion Glagenhumor beweist und mit seinem Buch nicht nur Mitleid schinden will, sondern auch zeigt, dass gerade durch mutige Leute wie seine Eltern die Apartheit beendet werden konnte.

Vor allem aber ist es eine Auseinandersetzung mit der Suche nach Identität und Gruppenzugehörigkeit, sei sie von außen impliziert oder das eigene Bedürfnis. Er selbst kann sich keiner Gruppe zugehörig fühlen, sagt von sich selbst, dass er in ganz Südafrika keinen Menschen kennt wie ihn: 2In Soweto waren alle Menschen schwarz, nur ich nicht. In der Schule waren alle weiß, nur ich nicht. In einem Land mit 50 Millionen Einwohnern kannte ich sonst niemanden, der so war wie ich." Diese fehlende Identität löst bei ihm aber auch das aus, was seinen Erfolg ausmachen wird, die Möglichkeit, sich in verschiedene Gruppen einzugliedern und sie zur Basis seines Witzes zu machen, zuerst, um Anerkennung zu erhalten, dann, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.Noah kann sehr nachdenklich sein, versteckt das aber hinter schneidendem Sarkasmus, der beim Lesen doch manchmal stocken lässt.

Ich fand das Buch wirklich großartig, nicht nur, weil es gut zu lesen ist, sondern weil er es schafft, Informationen und Witz zu kombinieren, sodass man dem gerne folgt. Uneingeschränkte Empfehlung für alle :-)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.